Ich hörte Neireh gebannt zu und musste mir, je länger sie sprach, umso mehr ein Grinsen verkneifen. Ich stand auf, um ihr nicht direkt ins Gesicht zu sehen, bis ich meine Gedanken sortiert hatte. Natürlich würde Neireh das bemerken, aber sie wusste selber, dass sie eine heikle Frage angesprochen hatte.
Ich streifte mit dem Blick durch den Raum, blickte durch die Bücherregale mit antiken Büchern- oder Büchern, die antik aussahen, zu der Raubvogelskulptur oder ähnlichen Figuren.
Ich hatte Neireh bisher sehr selten als Frau betrachtet. Früher vor allem als Feind, mittlerweile als Kameradin und Vorgesetzte. Aber als begehrenswerte Frau hatte ich sie nie betrachtet. Zwar sah sie sicherlich gut aus, jedoch waren Romulanerinnen weder mein Geschmack, noch hatte ich eine allzu lange Durststrecke zurücklegen müssen, in der Zeit für solche Gedanken gewesen wäre.
Dass der große Klingone solche Gefühle entwickelt haben könnte, schien mir weit hergeholt und nahezu unglaublich. Ihre Beschreibung ließ aber kaum einen anderen Schluss zu. Merkwürdig, dass Neireh nach so vielen Jahren unter Klingonen dieses Verhalten noch nicht beobachtet hatte. Andererseits war man immer ein wenig kurzsichtig, wenn man selber betroffen war.
Nun stand ich vor der Frage, ob ich Neireh meine Erkenntnisse mitteilen sollte. MaSvorra gab sich scheinbar alle Mühe, seine Triebe zu unterdrücken. Ein Verhältnis eines Klingonen mit einer Romulanerin war in der Tat ein Gesprächsthema an Bord, das ohne Weiteres erhebliches Konfliktpotential hervorrufen könnte. Nicht nur, dass dies extrem ungewöhnlich, wenn nicht einzigartig wäre, nein die New Age würde sich ausgerechnet bei der nächsten Mission unweit von Khitomer aufhalten. Diese Nähe würde unweigerlich den alten Konflikt wieder ins Gedächtnis treiben, als die Romulaner nach dem Verrat von Duras die klingonische Kolonie überfallen hatten.
Da konnte diese Thematik durchaus die Schiffssicherheit gefährden.
Andererseits würde Neireh mich niemals so einfach davon kommen lassen. Sie fürchtete um die Gesundheit des Schiffsarztes, oder befürchtete nach ihren Worten bizarrerweise sogar, dass der Doktor sie verachtete.
Was wog schwerer?
Ich drehte mich um. Die beiden waren Erwachsene. Sie würden dieses Thema wie Erwachsene lösen können. Und die Gefahr einer echten Beziehung schätzte ich als gering ein.
"Du kannst beruhigt sein, weder hasst MaSvorra dich, noch ist er ernsthaft erkrankt. Die einzige Krankheit, die er hat, ist universell. Jeder hier an Bord war schon Opfer und nicht jeder davon, hat sich davon erholt.
Du musst wissen, auch wenn diese Krankheit bei allen Spezies vorkommt, verhalten sich einige davon anders, als wir das gewohnt sind. Klingonen haben dabei sicher die ungewöhnlichste Form gewählt.
Wobei ich zugeben muss, dass diese Krankheit und Hass oft gar nicht weit auseinander liegen." erklärte ich ruhig und überlegend.
"Tre`al, ich glaube der Klingone steht auf dich." sagte ich dann und unterdrückte ein Grinsen, indem ich mir fast schon schmerzhaft auf die Lippe biss.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Patrice« (2. September 2009, 21:50)