Dies ist Teil 2 der Story rund um das Orionsyndikat. Teil 1 findet sich
hier:
Unabhängige Sternenbasis Zhluv - Devron System (ehemalige neutrale Zone) - 16.09.2388
Das Devron System lag im Niemandsland zwischen der Föderation und dem romulanischem Sternenimperium. Mit Auflösung der neutralen Zone entstanden neue Handelsrouten. Und solche Routen brauchten Sternenbasen. Mit Hilfe privater Investitionen - hauptsächlich des Orionsyndikats - entstand im Devronsystem eine neue Sternenbasis.Die Station funktionierte wie ein Membran. Nach wie vor war es nicht jedem Föderationsbürger möglich, nach Belieben das romulanische Gebiet zu betreten. Oder umgekehrt. Aber nach Devron konnte im Prinzip jeder ungestört gelangen. Und so fand man hier Waren, an die man andernfalls nie kommen würde. Das Geschäft lief hervorragend. Die Station bot neben seriösen Händlern allerdings auch allen möglichen zwielichtigen Gestalten einen Hafen. Die Kriminalitat war hoch und unreglementiert, wenn man von Gewalt absah, die eine strenge Stationssicherheit effektiv verhinderte. Aber Drogenverkauf, Zwangsprostitution, Geldwäsche oder Sklaverei waren hier keine Verbrechen. Immerhin gab es hier keine staatlichen Autoritäten, denen man Rechenschaft schuldig wäre.
Jomis Klan trat aus dem Dock der Station und wurde dort von einem Lakaien empfangen. Klan war der persönliche Anwalt von Junior, einem Boss der mittleren Führungsebene im Orionsyndikat. Dennoch war Junior nicht irgendwer, sondern der Sohn des Chefs des hiesigen Syndikatsbosses, den alle nur Jabba nannten. In sofern konnte Klan hoffen, in seiner jetzigen Position bald aufsteigen zu können. Irgendwann musste die gewaltige Pumpe des fettesten Ferengi der Galaxis doch ihren Geist aufgeben... Dann würde unzweifelhaft Juniors Zeit kommen.
"Hier entlang." sagte der Lakai und geleitete Jomis Klan in einen abgeschirmten Bereich der Station, der von diversen Sicherheitskräften abgeschirmt wurde.
An einem großen Tisch stand der Mann, den zu treffen Klan gekommen war. "Mr. Rul'Apat, es freut mich Sie wieder zu sehen." sagte Klan zu dem Hupyrianer, einer Spezies, die als hervorragende Diener bekannt war, weil sie sehr verschwiegen waren oder oft sogar ein Schweigegelübde ablegten. Rul'Apat war schweigsam, aber nicht stumm.
Rul'Apat deutete auf den Tisch vor sich und machte eine Geste, Klan solle seine Zeit nicht verschwenden. Klan öffnete seinen Koffern und lieferte die monatlich fällige Tributzahlung an Jabba bei Rul'Apat ab, indem er das Latinum auf dem Tisch stapelte. Es war ein ansehnlicher kleiner Stapel Latinums, der sehr große Tisch machte aber den Eindruck, als wäre die Summe lächerlich. Sicherlich ein gewollter Effekt. Rul'Apat blickte Jomis Klan enttäuscht an.
Klan fühlte sich gezwungen, eine Erklärung abzugeben. "Es handelt sich um die übliche Summe, Rul'Apat. Wir hatten ein paar wirklich schlechte Tage. Junior musste tief in seine eigene Tasche greifen, um die Summe aufzubringen. Nächsten Monat wird es deutlich mehr, das verspreche ich." sagte Klan defensiv angesichts des merkwürdig zu interpretierenden Gesichtsaussdrucks des Hupyrianers.
Rul'Apat deutete zu dem Lakaien und der ging zur Tür und kam kurz darauf mit einem Jomis Klan wohl bekannten Mann wieder. Es war der Romulaner Telbok, er vertrat die Interessen eines anderen Sub-Bosses im Syndikat, Suran, sozusagen Juniors Konkurrenz um den Posten von Jabba.
Was Klan noch viel mehr irritierte als Telbok zu sehen, war dass Telbok zwei riesige Koffer hinter sich her zog. Er begrüßte Rul'Apat sehr herzlich für einen Romulaner und öffnete dann den ersten Koffer. Er war prall mit Latinum gefüllt, sodass kein Blatt Papier mehr hereingepasst hätte. Dann öffnete er den zweiten Koffer, der genauso aussah. Es war offensichtlich, dass der Kofferinhalt zu groß war, um auf den Tisch zu passen, der plötzlich winzig wirkte.
Telbok wandte sich an Rul'Apat. "Mein Chef Suran lässt schöne Grüsse ausrichten. Soviel können Sie jetzt jeden Monat an den Paten weitergeben. Wir garantieren dafür." Telbok drehte sich um und verließ wieder den Raum.
Rul'Apat sah sehr zufrieden aus. Dann wandte er seinen Blick auf Jomis Klan und in seinen Augen war jede Freude verschwunden. Klan sah nur Enttäuschung. Rul'Apat hielt seinen Blick aufrecht. Klan schossen dutzende Gedanken durch den Kopf.
Rul'Apat wollte seinen Mund öffnen, doch Jomis Klan wusste bereits, was er sagen würde. Daher kam er ihm zuvor. Soviel Würde hatte er dann auch noch. "Wir werden nächsten Monat nicht hinter Surans Beitrag bleiben. Das verspreche ich Ihnen."
Klan wandte sich sofort zum Gehen und verließ den Raum so schnell es ging. Das war eine Katrastrophe! Junior brauchte ein Wunder und zwar schnell.
USS New Age ("Das Nest") - 16.09.2388
Ich stand mit M im Büro von Captain Neireh und lauschte Commander Simone Bruni, die trotz unseres überaus erfolgreichen Casinoraubs wenige Worte in ein Lob investiert hatte. Sie war etwa 1,60m groß und in ihren Vierzigerin und lachte oder lächelte nie.
"Dass Sie Junior's private Unterlagen ergattern konnten ist entweder ein ganz hervorragender Zufall oder ein sehr unglücklicher. Es kommt aus meiner Sicht hier auf Schnelligkeit und Geschick an. Wir müssen Junior möglichst schnell ausfindig machen und ihm den Koffer zurück geben. Nach meiner Einschätzung sollte man dies dann gleich mit einer möglichen Zusammenarbeit verbinden, die im besten Fall er vorschlägt." sagte sie. M räusperte sich kurz. "Wir können dabei unsere besondere Hochachtung für das Syndikat ausdrücken, dass wir ihm auf jeden Fall den Koffer sofort zurückgegeben haben, sobald der Staub sich gelegt hat."
Bruni nickte. "Genau mein Gedanke. Nehmen Sie sich ein kleines Team und suchen Sie Junior. Tun Sie alles, um mit dem Syndikat ins Geschäft zu kommen. Und sei es Oo-mox."
Ich hatte Bruni leider in dem Moment nicht angeguckt, denn dann hätte ich vielleicht gemerkt, ob sie einen Scherz machen wollte. Als ich sie ansah, war davon nichts mehr zu erkennen. Vermutlich hatte sie es ernst gemeint. Ich hoffte, dass ich nicht derjenige sein musste, der das dann durchziehen musste.